Mittwoch, 13. April 2011

Merkur: Knackige Heimatlieder

Presse Münchner Merkur 13.04.11: Knackige Heimatlieder
Wenn eine Band erfährt, dass ihr erstes Konzert ausverkauft ist, sie deshalb zwei Tage später ein zweites ansetzt, und es auch für dieses flugs keine Tickets mehr gibt, dann kann sie durchaus stolz auf sich sein. So wie "Die Schönen und das Biest".

VON FLORIAN GÖTTLER

Dachau - Die Dachauer Formation hat am Freitag und Sonntag gleich zweimal ihr Publikum in der Kultur-Schranne begeistert. "Machen Sie uns reich, glücklich und unabhängig", forderten die Bandmitglieder auf ihren Eintrittskarten. Naja, allein vom Eintrittsgeld der insgesamt über 200 Zuschauer dürfte keiner der vier Musiker reich geworden sein. Und unabhängig sind die Vier schon lange, da brauchen sie keine Unterstützung mehr. Denn Renate Jatzeck (Gesang), Mike Berwanger (Bass, Gitarre, Gesang), Kai Kühnel (Piano, Keyboard) und Christoph Stangl (Schlagzeug) strahlen Unabhängigkeit geradezu aus - und machen konsequenterweise auf der Bühne genau das, was sie wollen.



Also blieb noch das Glücklichmachen. Und diesen Wunsch erfüllte das Publikum mit seinem Applaus den Musikern nur allzu gern. Wobei sich so mancher Zuhörer gefragt haben dürfte: Was ist das eigentlich, was uns die "Schönen und das Biest" da oben auf der Bühne der Kultur-Schranne so alles vorspielen? Denn in die gängigen musikalischen Stilkategorien lassen sich die 17von der Band als "Heimatlleder" angekündigten Songs kaum einordnen.

Fest steht: Renate Jatzeck singt inbrünstig, Kai Kühnel spielt sich einen Wolf an Piano und Keyboard, Mike Berwanger lässt Bass und Stimme wummern und Christoph Stangl gibt am Schlagzeug die Rhythmus-Maschine. Zusammen und abgemischt von dem durch unzählige Soundchecks im Cafe Gramsci gestählten Christian Salvermoser, ergibt das einen aufs Wesentliche reduzierten, auf Schnickschnack' verzichtenden aber doch intensiven Sound.

Beim Text wanderten die Songschreiber Kühnel, Berwanger und Jatzeck von der Kapitalismuskritik über die Politikerschelte hin zur Abrechnung mit dem bösen Nachbarn und weiter zum "ultimativen Liebeslied", einem Song, der da anfängt, wo Liebeslieder von Ralph Siegel längst aufgehört haben - beim Sex. Die Gürtellinie dient zur Freude des Publikums dabei nur als grobe Orientierungshilfe, die jederzeit und gerne nach unten überquert werden darf.

Das Sympathische an dem Quartett ist, dass es sich selbst nicht ernst nimmt, dass es um seine musikalische Imperfektion weiß, aber trotzdem Freude am Spielen hat und es schafft, diese aufs Publikum zu übertragen. So gibt es an den beiden Konzertabenden in der Kultur-Schranne nur eines, was die Vier ihrem Publikum schuldig bleiben: Aufklärung darüber, wer denn nun die Schönen sind und wer das Biest.

Die Schönen und das Biest's Fan Box